Arbeiten zu Elektra
"Das folgende Thema betrifft einen kürzlichen Mal- und Graphikauftrag,
den ich mir selbst erteilt habe, und zwar über Elektra von Hugo von
Hofmannsthal zur Musik von Richard Strauss. Die mythologische
Elektra ist bekanntermaßen eine junge Frau, die beschließt, sich ihres
eigenen Menschseins zu entledigen, die auf jegliches Vergnügen und
jeglichen Trost verzichtet, die den gesunden Menschenverstand, die
Vergebung und das Mitleid verabscheut, nur um sich ganz der einen
Sache hinzugeben, auf die ihr Wille ausgerichtet ist: die Ermordung
der Mutter um den Tod des Vaters zu rächen.
Die Oper hat zum Thema, wie sich die Besessenheit Elektras von
dieser einzigen Idee bis hin zur schrecklichen Ausführung der Rache
entwickelt, und wie der Triumph nach der Tat schließlich zu ihrem
eigenen Untergang führt. Elektra hat einen in der Fremde lebenden
Bruder, Orest, der zurückzukehren gedenkt. Sie sehnt die Rückkehr
des Bruders herbei, sie braucht ihn, um die Tat zu vollziehen. Bei
seiner Ankunft eröffnet Elektra dem Bruder sogleich intime
Bekenntnisse, die mit ihrer eigenen Verfassung als junge Frau und
dem Erwachen der Gefühle zu tun haben. In ihrer Einbildung wird
Elektra von dem eifersüchtgen Vater gequält, wenn sie sich
vorzustellen versucht, was ein Mann und eine Frau miteinander
machen.
Ich malte also und hörte dabei die Elektra von Strauss, und vor lauter
Eifer wurde ich in eine Welt übersteigerter und verzweifelter Dialoge
hineingezogen. Ich malte zum Klang dieser hysterischen, von Gewalt
und geisteskranker Erotik durchdrungenen Dialoge. Worte und Klänge
quollen heraus wie ein dicker und blutfarbener Strom. Der Strom dieser
verletzten und grausamen antiken Größe überschwemmte meine
Bilder. Was die Malerei mit der Elektra macht, ist ein Rätsel, und so
soll es auch bleiben." ... Sandro Chia, London, April 1995
ERNESTO TATAFIORE - Radierungen
Ernesto Tatafiore, Maler, Objektkünstler und praktizierender
Psychoanalytiker, beschäftigt sich in den späten 60er Jahren vor allem
mit konzeptuellen Objekten. Im Laufe der achtziger Jahre gewinnt die
Verwendung von kulturgeschichtlichen Materialien, Metaphern und
Symbolen eine immer größere Bedeutung, sodaß das "kulturelle
Gedächtnis" zum Hauptmotiv wird.
Tatafiore verwendet Elemente aus der Geschichte und der Mythologie
und verbindet sie mit ethischen Fragestellungen, wie der Frage nach
Freiheit und Determination, sowie dem Konflikt von Macht und Moral.
Am häufigsten tritt das Thema der französischen Revolution und dabei
besonders die Figur des Maximilian Robespierre auf.
Die GALERIE ERNST HILGER zeigt Radierungen zu verschiedenen
Zyklen wie u.a. "Rivoluzione", "Robespierre" oder "Mozart".
GALERIE ERNST HILGER
Ausstellungsdauer: 25.4-25.5.2000
A-1010 Wien, Dorotheerg. 5, first floor