Inter-Trans
Berlin
Sophienstr. 18
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Corporate Identity
dal 12/3/2000 al 13/3/2000
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Segnalato da

Boris Pascal Abel



 
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12/3/2000

Corporate Identity

Inter-Trans, Berlin


comunicato stampa

inter-trans.net is conceived and realised by the artists' group INTER-TRANS. Founded in 1998 to realise the project 'Light Infection', INTER-TRANS is currently working on a new project: 'Corporate Identity'.
Zunehmende Komplexität, zunehmende Unüberschaubarkeit, zunehmende Unverständlichkeit, zunehmende Anonymität.
Das muß nicht sein!
Corporate Identity - Die Nachfrage ist enorm.
Entdecken Sie mit uns die Kunst neu!

Wir beginnen mit uns selbst. Um als Künstler heute im Wettbewerb bestehen zu können, benötigen wir eine hochaktuelle Corporate Identity. Die Schaffung einer solchen leistungsfähigen CI ist Grundvorraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft. Somit ist es Ziel des Projektes ein Diskursformat zu entwickeln, das sich im Rahmen einer CI-Analyse etabliert und im Innen- wie im Außenverhältnis eine Änderung des Rezeptionsverhaltens der Diskursteilnehmer zur Folge hat. Die Entwicklung einer Projektplattform im Internet bietet die zu diesem Projekt notwendige Transparenz. Beteiligen Sie sich an dem Integrationsprojekt CI!

DAS IGLU IST DER STAR!

Der Service-Partner INTER-TRANS bietet den betreuten Aufbau im Team eines Schaumstoffiglus an. Spielerisch können Menschen lernen, sich über das gemeinsame Ziel und den Weg dorthin als Gemeinschaft neu zu reflektieren. Aber nicht nur das: Während des Aufbauprozesses des Iglus werden Kommunikationsstörungen frühzeitig erkannt und lassen sich bis zur Fertigstellung beseitigen. Abenteuer Iglubau.

CI die skulpturale Konsequenz

Die skulpturale Konsequenz des Projektes CORPORATE IDENTITY ist es, seriell Iglus in den verschiedensten Formaten und auch als Bausatz zu produzieren. Hierbei steht der Ansatz, CI-Maßnamen industriell vorzufertigen und am Markt zu positionieren im Vordergrund. Zunächst wurden die Bilder Corporate Identity/sunset und Corporate Identity/meta mit einem Design rund ums Iglu als Orientierungsgrundlage geschaffen. Man kann diese Werke als programmatische Essenz einer Auseinandersetzung mit General Ideas Fin de siècle (1990) und Caspar David Friedrichs Ölgemälde Das Eismeer - besser bekannt unter dem falschen Namen Die gescheiterte Hoffnung - sehen. Die INTER-TRANS geht in ihrer Bildgestaltung direkt vom Aufbau der Installation Fin de siècle aus und ergänzt das Bildgeschehen um ein im Aspirin-Design gehaltenes Iglu ohne Ein- bzw. Ausgang. Die Robben werden kurzerhand ihrer Knopfaugen und ihrer Schnauze beraubt und erscheinen somit als wesenlose Körper, denen ihre Stofftierniedlichkeit abhanden gekommen ist.

Ihre Identitätslosigkeit steht zum einen im nichtentschlüsselbaren Verhältnis zum Iglu, bzw. seinem Image bei hohen Windstärken und extremer Kälte für optimale Isolationswerte zu sorgen und zu anderen zu der Verpackungsfarbe des weltweit bekannten Schmerzmittels. Scheinbar platt wird hier eine no-way-in-Situation skizziert: Alles ist zum Resultat ohne Weg dorthin geworden. Beschwerdefreiheit, Isolation und Stabilität werden vor dem arktischen Hintergrund zu Werbeversprechen einer Corporate Identity in der Totalen.

Corporate Identity - ein Thema für die Kunst?

Corporate Identity schien bisher auf den ersten Blick nicht mehr zu sein als ein gefühlsmäßiger Leim, der kreatives Potential besser binden und nutzbar machen soll, um es dann dem Monolog des einen Stils einverleiben zu können. Dieser letztlich autoritären Systematik zum Aufbau einer "Persönlichkeit" setzt das Transportunternehmen INTER-TRANS,auch unter Verwendung von Waffen aus dem Arsenal der CI-Produzenten das dialogische Prinzip zur Entwicklung offener, in ihrer Intention sich dynamisierenden Kommunikationsstrukturen entgegen.

Die in den 60er und 70er Jahren sich entwickelnde Minimal Art sowie die Conceptual Art versuchten in ihrer Produktion und Rezeption Kontext und Grenzen des Kunstsystems sichtbar zu machen, um sie im nächsten Schritt zu verwischen. Gleichwohl war eine Übertretung oder gar Sprengung derselben intendiert. Trotz der voranschreitenden Soziologosierung innerhalb der Conceptual Art und des immer deutlicher werdenden ästhetischen Anspruchs, den Minimal Art vertrat, und der damit verbundenden versuchten Dislozierung in bislang von Kunst unberührte gesellschaftliche Bereiche, blieb doch immer das Kunstwerk selbst der Stein des Anstoßes. Kunst sollte so schwierig, sprich eigenwertig werden, daß sie jeder Form von Aneignung trotzt. Doch genauso wie der Formalismus Kunst nach Rezept hervorgebracht hat, so argwöhnte man nicht zu unrecht, ziehen Museen Museums- und Galerien Galerienkunst an, mißverstandener Subversionsanspruch seitens der verantwortlichen Künstler und der genannten Institutionen inklusive. Über die im historischen Rückblick erfolgreiche Kontrolle über die Inhalte der Kunst, übersah man augenscheinlich Daniel Burens Einlassung, daß Kunst bereits etwas Gesellschaftliches sei und die Gesellschaft nicht gegen sich selbst vorgehen kann. Dieser dann doch letzten Endes selbstkritische Impetus führte zu einer heutzutage deutlich wahrnehmbaren Zersplitterung der Kunst. Vor diesem Hintergrund sieht die INTER-TRANS einen wachsenden Bedarf nach dem Produkt Corporate Identity.

Systeme und Identität

Für die Richtung der Systemtheorie, die sich als operativer Konstruktivismus versteht, sind Systeme Träger von Vernunft, nicht Subjekte (Mentalsysteme). Die Grundlage dafür sind Konzepte von Selbstorganisation und operativer Geschlossenheit. Systeme können sich evolutionär entwickeln. Voraussetzung ist, daß Systeme sich selbst sehen können. Damit Systeme sich selbst sehen können, müssen sie eine Operation vollziehen, die man mit George Spencer Brown Reentry nennt. Der systemische Zirkel (Systeme sind unsichtbar für sich selbst: operativ geschlossen; sie können ihre Evolution nicht kontrollieren, sie sind komplett auf eine tautologische Weise mit sich identisch) wird durch die Ausblendung des paradoxen Kerns gebrochen: Die System-Umwelt-Differenz wird ins System selbst verlagert.

Das System kann sich selbst unterscheiden, d.h. sich selbst sehen und sich sogar in sich selbst einrichten und wiederholen. Dadurch kann ein System seine Identität (d.h. eine neue, erfundene, eine Corporate Identity) konstruieren. Es hat nämlich die Fähigkeit, sich selbst zu belügen. Diese Identität ist die bereits angesprochene "heterogene Identität" oder "kohärente Identität" im Gegensatz zur "homöostatischen Identität" oder "homogenen Identität".

Systeme, die die Operation "Reentry" nicht entwickelt haben, stellt sich die Frage nach Identität erst gar nicht; sie sind "perfekt identisch" oder "homogen identisch", und zuviel Identität heißt zwangsläufig: keine Zukunft, keine Evolution, keine Geschichte.

Erst durch die Fähigkeit, sich selbst entparadoxieren und enttautologisieren zu können und dennoch an ihrer paradoxen Lebensweise festzuhalten, funktionieren soziale Systeme.

Die System belügen sich selbst. Sie durchbrechen ihren Begründungszirkel (operativ geschlossen, selbstorganisiert) und können sich selbst von außen sehen, obwohl das eigentlich unmöglich ist. Die Lüge wird versteckt: im "blinden Fleck" der Selbstbeobachtung des Systems.

So, wie sie sich sehen, sind sie eigentlich nicht, sie konstruieren sich aber so. Erst die nötige Blindheit ermöglicht dem System im Rückbezug auf sich selbst nicht nur sich selbst, sondern auch anderes, fremdreferentielles zu sehen (zu "konstruieren"). Die Systeme konstruieren sich als nicht mit sich identisch, obwohl sie es "in Wirklichkeit" sind. Sie entwickeln eine neue, erfundene, kontingente Identität; eine neue Corporate Identity. Auf dieser Basis will die INTER-TRANS systemisch Corporate Identity ihrer Mitglieder herstellen. Dieses Konzept von Identität geht über die hoöostatischen ("homogene") Vorstellungen von Identität hinaus: Kohärenz der Gruppenmitglieder ist das Ziel. Die Kohärenz eines interaktionalen Systems bedarf keiner weiteren Erklärung außer der, daß Kohärenz ein natürliches, spontanes Phänomen ist, das entsteht, wenn lebende Organismen Zeit miteinander verbringen.

Wenn sich die interaktionale Kohärenz aus den Möglichkeiten der strukturellen Kopplung ergibt, die in den Verhaltenskohärenzen der Mitglieder des Systems liegen, dann ist letzten Endes die Verhaltenskohärenz jedes Einzelnen vorrangig und die entstehende strukturelle Kopplung zweitrangig. Anders ausgedrückt: Das System bestimt nicht die Mitglieder, sondern die Mitglieder das System. Dies funktioniert nach dem Prinzip der Stimmigkeit (fit), nicht der Verursachung (causation). Ohne auf Ätiologie oder Verursachung einzugehen, geht Stimmigkeit davon aus, daß Verhaltensweisen, die in einem sozialen System auftreten, eine allgemeine Komplementarität besitzen, sie passen zusammen, sind stimmig.

Kunst

Kunstwerke unterscheiden sich von anderen Dingen durch ein selbstreferentielles Verhalten: Sie behaupten von sich selbst, Kunst zu sein.

Im 20. Jahrhundert verschwindet die Differenz von realer Realität und Imagination. Kunst- und Realgegenstände können nicht mehr unterschieden werden. Das Kunstwerk wird nicht mehr mit der Realität verwechselt, sondern als Realität sui generis betrachtet. Kontextähnlichkeiten fallen weg. Das moderne Kunstsystem verlässt sich nur auf die eigenen Überzeugungsmittel. Kunst kann nur aus der Kunst verstanden werden (Intertextualität). In Kunstwerken findet man Kunsttheorie. Das Generalthema der Kunsttheorie lautet: Wie kann in Kunstwerken beobachtbar gemacht werden, daß das Kunstsystem seine eigenen Beschreibungen enthält? In der Kunst ist im Gegensatz zu anderen Systemen die interne Grenze zwischen der Selbstreflexion und ihren produktiven Operationen zusammengebrochen (Die Theologie muß keine Predigten liefern, die Rechtstheorie entscheidet nicht, die Pädaogik unterrichtet nicht, Erkennistheorie ist keine wissenschaftliche Methode). Daraus folgt: Die Kunst muß in der Lage sein, die Pluralität von Komplexitätsbeschreibungen zu akzeptieren. Deutlicher als in anderen Funktionssystemen kann in der Kunst vorgeführt werden, daß die moderne Gesellschaft und die Welt nur noch polykontexturell beschrieben werden können. Die Kunst läßt die "Wahrheit" der Gesellschaft in der Gesellschaft erscheinen und zeigt zugleich, daß gerade unter dieser Bedingung Formzwänge entstehen, daß es also nicht zu einem ''anything goes kommt''. Transparenz ist erforderlich, eine Transparenz, die einen Wechsel der Leitunterscheidungen (Theorie, Kontexturen oder frames) möglich macht.

Die Reflexionstheorie des Kunstwerks demonstriert sich selbst mit Hilfe von Kunstwerken, sie sind ihre Theorie. Aber:Wie kann es da zu einem nachvollziehbaren, transparenten, nicht willkürlichen Sprung in der Leittheorie komen?

Schreibende Künstler, Kunstprofessoren machen die Theorie. Parasitär dazu entsteht ein kunstspezifisches Establishment von Kennern, Sammlern, Jouralisten etc., deren Meinungen wieder von der Kunst verabeitet, ironisiert etc. werden. Von diesen Parasiten aus wirken Theorien in die Kunst ein. Aber die Kunst steht über dieser Theorie. Sie stellt die Unterscheidung von Kunstobjekten in Frage: Kann man wahrnehmen, daß es sich dabei um Kunst handelt, oder kann man nur wissen und verstehen, daß es sich dabei um Kunst handelt? Das Kunstwerk ist zur Philosophie der Kunst geworden, es hat eine neue "Identität". Aber: Zuviel Identität bedeutet zwangsläufig keine Zukunft.

Wie ändert sich Kunst?

Die Selbstreflexion der Kunst ist die Darstellung der Gesellschaft in der Gesellschaft. Das Operieren der Gesellschaft wird dargestellt, nicht ihre Form. Die Unterscheidung Notwendigkeit/Freiheit wird abgelöst durch die Unterscheidung Notwendigkeit/Kontingenz. Notwendig ist Kunst, kontingent ist die Zukunft der Kunst, d.h. die Zukunft von Kunstwerken, die von sich selbst noch nicht wissen, daß sie Kunstwerke sind. Deshalb gibt es kein Ende der Kunst.

Aber das Ende kann näher rücken:
1. durch zuviel Identität, sprich eine mit sich identische Kunst
2. durch die Problematisierung aller Grenzen (die gedankliche Aufhebung des Unterschiedes von Landkarte und Territorium, sprich "Kunst leben").

Deshalb werden Iglus gebaut.

INTER-TRANS Sophienstr. 18 D-10178 Berlin Ph. +49 - 30 - 2169601 Fax +49 - 30 - 44017885

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