inter-trans.net is conceived and realised by the artists' group INTER-TRANS.
Founded in 1998 to realise the project 'Light Infection',
INTER-TRANS is currently working on a new project: 'Corporate Identity'.
Zunehmende Komplexität, zunehmende Unüberschaubarkeit,
zunehmende Unverständlichkeit, zunehmende Anonymität.
Das muß nicht sein!
Corporate Identity - Die Nachfrage ist enorm.
Entdecken Sie mit uns die Kunst neu!
Wir beginnen mit uns selbst. Um als Künstler heute im Wettbewerb bestehen zu
können, benötigen wir eine hochaktuelle Corporate Identity. Die Schaffung einer
solchen leistungsfähigen CI ist Grundvorraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft.
Somit ist es Ziel des Projektes ein Diskursformat zu entwickeln, das sich im Rahmen
einer CI-Analyse etabliert und im Innen- wie im Außenverhältnis eine Änderung des
Rezeptionsverhaltens der Diskursteilnehmer zur Folge hat. Die Entwicklung einer
Projektplattform im Internet bietet die zu diesem Projekt notwendige Transparenz.
Beteiligen Sie sich an dem Integrationsprojekt CI!
DAS IGLU IST DER STAR!
Der Service-Partner INTER-TRANS bietet den betreuten Aufbau im Team eines
Schaumstoffiglus an. Spielerisch können Menschen lernen, sich über das
gemeinsame Ziel und den Weg dorthin als Gemeinschaft neu zu reflektieren. Aber
nicht nur das: Während des Aufbauprozesses des Iglus werden
Kommunikationsstörungen frühzeitig erkannt und lassen sich bis zur Fertigstellung
beseitigen. Abenteuer Iglubau.
CI die skulpturale Konsequenz
Die skulpturale Konsequenz des Projektes CORPORATE IDENTITY ist es, seriell
Iglus in den verschiedensten Formaten und auch als Bausatz zu produzieren. Hierbei
steht der Ansatz, CI-Maßnamen industriell vorzufertigen und am Markt zu
positionieren im Vordergrund. Zunächst wurden die Bilder Corporate Identity/sunset
und Corporate Identity/meta mit einem Design rund ums Iglu als
Orientierungsgrundlage geschaffen. Man kann diese Werke als programmatische
Essenz einer Auseinandersetzung mit General Ideas Fin de siècle (1990) und Caspar
David Friedrichs Ölgemälde Das Eismeer - besser bekannt unter dem falschen
Namen Die gescheiterte Hoffnung - sehen. Die INTER-TRANS geht in ihrer
Bildgestaltung direkt vom Aufbau der Installation Fin de siècle aus und ergänzt das
Bildgeschehen um ein im Aspirin-Design gehaltenes Iglu ohne Ein- bzw. Ausgang.
Die Robben werden kurzerhand ihrer Knopfaugen und ihrer Schnauze beraubt und
erscheinen somit als wesenlose Körper, denen ihre Stofftierniedlichkeit abhanden
gekommen ist.
Ihre Identitätslosigkeit steht zum einen im nichtentschlüsselbaren Verhältnis zum
Iglu, bzw. seinem Image bei hohen Windstärken und extremer Kälte für optimale
Isolationswerte zu sorgen und zu anderen zu der Verpackungsfarbe des weltweit
bekannten Schmerzmittels. Scheinbar platt wird hier eine no-way-in-Situation
skizziert: Alles ist zum Resultat ohne Weg dorthin geworden. Beschwerdefreiheit,
Isolation und Stabilität werden vor dem arktischen Hintergrund zu
Werbeversprechen einer Corporate Identity in der Totalen.
Corporate Identity - ein Thema für die Kunst?
Corporate Identity schien bisher auf den ersten Blick nicht mehr zu sein als ein
gefühlsmäßiger Leim, der kreatives Potential besser binden und nutzbar machen soll,
um es dann dem Monolog des einen Stils einverleiben zu können. Dieser letztlich
autoritären Systematik zum Aufbau einer "Persönlichkeit" setzt das
Transportunternehmen INTER-TRANS,auch unter Verwendung von Waffen aus dem
Arsenal der CI-Produzenten das dialogische Prinzip zur Entwicklung offener, in ihrer
Intention sich dynamisierenden Kommunikationsstrukturen entgegen.
Die in den 60er und 70er Jahren sich entwickelnde Minimal Art sowie die Conceptual
Art versuchten in ihrer Produktion und Rezeption Kontext und Grenzen des
Kunstsystems sichtbar zu machen, um sie im nächsten Schritt zu verwischen.
Gleichwohl war eine Ãœbertretung oder gar Sprengung derselben intendiert. Trotz der
voranschreitenden Soziologosierung innerhalb der Conceptual Art und des immer
deutlicher werdenden ästhetischen Anspruchs, den Minimal Art vertrat, und der
damit verbundenden versuchten Dislozierung in bislang von Kunst unberührte
gesellschaftliche Bereiche, blieb doch immer das Kunstwerk selbst der Stein des
Anstoßes. Kunst sollte so schwierig, sprich eigenwertig werden, daß sie jeder Form
von Aneignung trotzt. Doch genauso wie der Formalismus Kunst nach Rezept
hervorgebracht hat, so argwöhnte man nicht zu unrecht, ziehen Museen Museums-
und Galerien Galerienkunst an, mißverstandener Subversionsanspruch seitens der
verantwortlichen Künstler und der genannten Institutionen inklusive. Über die im
historischen Rückblick erfolgreiche Kontrolle über die Inhalte der Kunst, übersah
man augenscheinlich Daniel Burens Einlassung, daß Kunst bereits etwas
Gesellschaftliches sei und die Gesellschaft nicht gegen sich selbst vorgehen kann.
Dieser dann doch letzten Endes selbstkritische Impetus führte zu einer heutzutage
deutlich wahrnehmbaren Zersplitterung der Kunst. Vor diesem Hintergrund sieht die
INTER-TRANS einen wachsenden Bedarf nach dem Produkt Corporate Identity.
Systeme und Identität
Für die Richtung der Systemtheorie, die sich als operativer Konstruktivismus
versteht, sind Systeme Träger von Vernunft, nicht Subjekte (Mentalsysteme). Die
Grundlage dafür sind Konzepte von Selbstorganisation und operativer
Geschlossenheit. Systeme können sich evolutionär entwickeln. Voraussetzung ist,
daß Systeme sich selbst sehen können. Damit Systeme sich selbst sehen können,
müssen sie eine Operation vollziehen, die man mit George Spencer Brown Reentry
nennt. Der systemische Zirkel (Systeme sind unsichtbar für sich selbst: operativ
geschlossen; sie können ihre Evolution nicht kontrollieren, sie sind komplett auf
eine tautologische Weise mit sich identisch) wird durch die Ausblendung des
paradoxen Kerns gebrochen: Die System-Umwelt-Differenz wird ins System selbst
verlagert.
Das System kann sich selbst unterscheiden, d.h. sich selbst sehen und sich sogar in
sich selbst einrichten und wiederholen. Dadurch kann ein System seine Identität
(d.h. eine neue, erfundene, eine Corporate Identity) konstruieren. Es hat nämlich die
Fähigkeit, sich selbst zu belügen. Diese Identität ist die bereits angesprochene
"heterogene Identität" oder "kohärente Identität" im Gegensatz zur
"homöostatischen Identität" oder "homogenen Identität".
Systeme, die die Operation "Reentry" nicht entwickelt haben, stellt sich die Frage
nach Identität erst gar nicht; sie sind "perfekt identisch" oder "homogen identisch",
und zuviel Identität heißt zwangsläufig: keine Zukunft, keine Evolution, keine
Geschichte.
Erst durch die Fähigkeit, sich selbst entparadoxieren und enttautologisieren zu
können und dennoch an ihrer paradoxen Lebensweise festzuhalten, funktionieren
soziale Systeme.
Die System belügen sich selbst. Sie durchbrechen ihren Begründungszirkel (operativ
geschlossen, selbstorganisiert) und können sich selbst von außen sehen, obwohl das
eigentlich unmöglich ist. Die Lüge wird versteckt: im "blinden Fleck" der
Selbstbeobachtung des Systems.
So, wie sie sich sehen, sind sie eigentlich nicht, sie konstruieren sich aber so. Erst die
nötige Blindheit ermöglicht dem System im Rückbezug auf sich selbst nicht nur sich
selbst, sondern auch anderes, fremdreferentielles zu sehen (zu "konstruieren"). Die
Systeme konstruieren sich als nicht mit sich identisch, obwohl sie es "in
Wirklichkeit" sind. Sie entwickeln eine neue, erfundene, kontingente Identität; eine
neue Corporate Identity. Auf dieser Basis will die INTER-TRANS systemisch
Corporate Identity ihrer Mitglieder herstellen. Dieses Konzept von Identität geht
über die hoöostatischen ("homogene") Vorstellungen von Identität hinaus: Kohärenz
der Gruppenmitglieder ist das Ziel. Die Kohärenz eines interaktionalen Systems
bedarf keiner weiteren Erklärung außer der, daß Kohärenz ein natürliches,
spontanes Phänomen ist, das entsteht, wenn lebende Organismen Zeit miteinander
verbringen.
Wenn sich die interaktionale Kohärenz aus den Möglichkeiten der strukturellen
Kopplung ergibt, die in den Verhaltenskohärenzen der Mitglieder des Systems
liegen, dann ist letzten Endes die Verhaltenskohärenz jedes Einzelnen vorrangig und
die entstehende strukturelle Kopplung zweitrangig. Anders ausgedrückt: Das System
bestimt nicht die Mitglieder, sondern die Mitglieder das System. Dies funktioniert
nach dem Prinzip der Stimmigkeit (fit), nicht der Verursachung (causation). Ohne
auf Ätiologie oder Verursachung einzugehen, geht Stimmigkeit davon aus, daß
Verhaltensweisen, die in einem sozialen System auftreten, eine allgemeine
Komplementarität besitzen, sie passen zusammen, sind stimmig.
Kunst
Kunstwerke unterscheiden sich von anderen Dingen durch ein selbstreferentielles
Verhalten: Sie behaupten von sich selbst, Kunst zu sein.
Im 20. Jahrhundert verschwindet die Differenz von realer Realität und Imagination.
Kunst- und Realgegenstände können nicht mehr unterschieden werden. Das
Kunstwerk wird nicht mehr mit der Realität verwechselt, sondern als Realität sui
generis betrachtet. Kontextähnlichkeiten fallen weg. Das moderne Kunstsystem
verlässt sich nur auf die eigenen Überzeugungsmittel. Kunst kann nur aus der Kunst
verstanden werden (Intertextualität). In Kunstwerken findet man Kunsttheorie. Das
Generalthema der Kunsttheorie lautet: Wie kann in Kunstwerken beobachtbar
gemacht werden, daß das Kunstsystem seine eigenen Beschreibungen enthält? In der
Kunst ist im Gegensatz zu anderen Systemen die interne Grenze zwischen der
Selbstreflexion und ihren produktiven Operationen zusammengebrochen (Die
Theologie muß keine Predigten liefern, die Rechtstheorie entscheidet nicht, die
Pädaogik unterrichtet nicht, Erkennistheorie ist keine wissenschaftliche Methode).
Daraus folgt: Die Kunst muß in der Lage sein, die Pluralität von
Komplexitätsbeschreibungen zu akzeptieren. Deutlicher als in anderen
Funktionssystemen kann in der Kunst vorgeführt werden, daß die moderne
Gesellschaft und die Welt nur noch polykontexturell beschrieben werden können.
Die Kunst läßt die "Wahrheit" der Gesellschaft in der Gesellschaft erscheinen und
zeigt zugleich, daß gerade unter dieser Bedingung Formzwänge entstehen, daß es
also nicht zu einem ''anything goes kommt''. Transparenz ist erforderlich, eine
Transparenz, die einen Wechsel der Leitunterscheidungen (Theorie, Kontexturen
oder frames) möglich macht.
Die Reflexionstheorie des Kunstwerks demonstriert sich selbst mit Hilfe von
Kunstwerken, sie sind ihre Theorie. Aber:Wie kann es da zu einem
nachvollziehbaren, transparenten, nicht willkürlichen Sprung in der Leittheorie
komen?
Schreibende Künstler, Kunstprofessoren machen die Theorie. Parasitär dazu
entsteht ein kunstspezifisches Establishment von Kennern, Sammlern, Jouralisten
etc., deren Meinungen wieder von der Kunst verabeitet, ironisiert etc. werden. Von
diesen Parasiten aus wirken Theorien in die Kunst ein. Aber die Kunst steht über
dieser Theorie. Sie stellt die Unterscheidung von Kunstobjekten in Frage: Kann man
wahrnehmen, daß es sich dabei um Kunst handelt, oder kann man nur wissen und
verstehen, daß es sich dabei um Kunst handelt? Das Kunstwerk ist zur Philosophie
der Kunst geworden, es hat eine neue "Identität". Aber: Zuviel Identität bedeutet
zwangsläufig keine Zukunft.
Wie ändert sich Kunst?
Die Selbstreflexion der Kunst ist die Darstellung der Gesellschaft in der
Gesellschaft. Das Operieren der Gesellschaft wird dargestellt, nicht ihre Form. Die
Unterscheidung Notwendigkeit/Freiheit wird abgelöst durch die Unterscheidung
Notwendigkeit/Kontingenz. Notwendig ist Kunst, kontingent ist die Zukunft der
Kunst, d.h. die Zukunft von Kunstwerken, die von sich selbst noch nicht wissen, daß
sie Kunstwerke sind. Deshalb gibt es kein Ende der Kunst.
Aber das Ende kann näher rücken:
1. durch zuviel Identität, sprich eine mit sich identische Kunst
2. durch die Problematisierung aller Grenzen (die gedankliche Aufhebung des
Unterschiedes von Landkarte und Territorium, sprich "Kunst leben").
Deshalb werden Iglus gebaut.
INTER-TRANS
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